Soziales Kapital?

Über das Zacken, das Bummen, und das Elend des vulgarisierten Konstruktivismus (Peter Pantucek)

Der radikale Konstruktivismus sagt uns wenig über die Welt, viel über die Wahrnehmung. Bei manchen führt er dazu, dass sie ihrer Wahrnehmung so wenig trauen, dass sie gleich auf´s Wahrnehmen verzichten. Immerhin auch eine Möglichkeit.

Nun denn, Meinrad, wenn Du auch gut geschlafen haben magst, es hätte sich gelohnt, wenigstens für das Verfassen Deiner Antwort aufzuwachen.

Deine Replik strotzt vor Unterstellungen, noch dazu eher der oberflächlichen Art, die sich erübrigten, wenn Du Dich mit der Sache, über die Du streiten willst, auch ein wenig beschäftigen wolltest. Aber im Kern scheint es mir doch darum zu gehen, ob es sinnvoll ist anzunehmen, dass es außerhalb unseres blitzgescheiten Diskurses und unserer oberschlauen („systemischen“?) Interventionen so etwas wie Wirklichkeit gibt. Jaja, in koketten selbstreflexiven Volten kann man (und soll man auch) darauf hinweisen, dass das, was die meisten für „Wirklichkeit“ halten, zuallererst ein Bündel von Vorurteilen, allzuschnellen Kategorisierungen etc. ist. Also deren Kopfprodukt. Das ja. Und es sollte Dir und mir klar sein, dass das auch für uns selbst gilt (naja, in gewissem Maße, obwohl wir natürlich um so viel besser und reflektierter etc. ...).

Trotzdem: es gibt eine Welt da draußen, und die ist vor allem für unsere KlientInnen manchmal ziemlich unerbittlich. Und es ist nicht dumm und eitel, sich auf den mühsamen Weg zu machen, diese Welt ein bisserl zu erkunden. Das kann sogar hilfreich sein.

Was Substanz ist, muss ich nicht substanzialisieren. So zu tun, als wär´s nur eine Einbildung, das ist Zynismus, vor allem gegenüber unserem Klientel. Und diese „Konten“ in den sozialen Beziehungen, die entspringen nicht meiner pseudooberschlauen Bewertung, sondern die sind real wirksam, und sie sind in den Köpfen der Akteure, nicht in meinem. Und wenn ich die nicht seh, kann ich sie nicht beeinflussen. Natürlich kann ich das mit Bodenschatzgewäsch auch tun. Ich bevorzuge da eher die klarere Sprache. Und die KlientInnen, die sich i.d.R. bereits hinreichend den Kopf an den realen Gegebenheiten wund gestoßen haben, neigen meist auch eher dem naiven Realismus zu, einer für den Alltagsgebrauch durchaus hilfreichen Weltsicht.

Deinen letzten Absatz versteh ich nicht. Was meinst Du mit schiefer Metapher? Das mit den Ressourcen? Wahrscheinlich nicht, weil diese Metapher ist so schief, dass sie eigentlich schon flach ist. Bitte um Erklärung des Mehr, das die „Verknüpfung der beiden Sphären in der Praxis der Sozialen Arbeit“ für ihre Theorie erfordert. Wenn ich das richtig gelesen habe, ist die eine Sphäre die komplexe System-Umwelt-Relation (welches System?), die andere das lineare Ursache-Wirkungsprinzip. Gut, verknüpfe, wenn Du das für verknüpfenswert hältst. Ich bleibe vorerst ratlos.

By the way: Es macht Spaß, endlich einmal richtig polemisch sein zu dürfen. Lieber Meinrad, bitte weiter so. Aber vielleicht können wir auch das Thema eingrenzen, so dass auch was rauskommen könnte.