Texte

In den Kellern der Meldemannstraße.

Gespräch mit Gerald Grassl für "Radio Augustin" auf Radio Orange 94,0, 23. August 2002.


Du hast mit einer Gruppe Deiner Studenten ein Semester lang ein Projekt über das Obdachlosenasyl Meldemannstraße betrieben. Es ist einerseits das berühmteste Haus für Obdachlose, gleichzeitig wahrscheinlich das, das von Sozialämtern und Behörden am meisten vernachlässigt wurde. Ist eigentlich der Begriff „Obdachlosenasyl“ überhaupt korrekt?

Peter Pantucek: Was ist an diesem Haus schon korrekt. Ja, man kann sagen Obdachlosenasyl. Aber bleiben wir einfach bei „Meldemannstraße“, das ist ein Begriff den jede/r kennt.

Du bist Professor an der Sozialakademie (und neuerdings auch Fachhochschule) St. Pölten und hast Dir mit einer Gruppe von Studenten was genau vorgenommen?

Peter Pantucek: Das wussten wir am Anfang selbst nicht so genau. Das ist spontan entstanden. Ich bin im Zug von Bratislava nach Wien unterwegs gewesen und kam dort mit Sozialarbeitern und Sozialarbeiterinnen der Meldemannstraße ins Gespräch. Das war vor etwa einem Jahr. Und die haben mir erzählt, dass das Haus Meldemannstraße abgesiedelt werden soll. Inzwischen ist das ja allgemein bekannt. Damals dachte ich mir „Um Gottes Willen, so ein berühmtes Haus soll zugesperrt werden. Da muss man rasch sichern, was es noch zu sichern gibt!“ Und nicht nur sichern, sondern sich das alles noch einmal genauer anschauen, Eindrücke davon sammeln, dokumentieren was da ist. Und so haben wir – ich mit einer Gruppe Studenten - mit Unterstützung des Wiener Sozialamtes mit unserer Arbeit angefangen, haben begonnen mit Bewohnern zu sprechen, sie zu interviewen, haben das Personal interviewt und haben vor allem Materialien gesucht.

Ich hatte gehofft, dass Ihr auch Materialien über das Haus während der Zeit von 1938 bis 1945 finden würdet. Dem war aber nicht so.

Peter Pantucek: Nein, da haben wir nichts gefunden. Alle wissen, der Hitler hat in der Meldemannstraße gewohnt und einen Gutteil seiner Wiener Jahre dort verbracht. Es wäre spannend gewesen auch zu erfahren, was dort zur Zeit der Herrschaft des Nationalsozialismus passiert ist. Keine Ahnung. Wir wissen es bis jetzt nicht. Wir haben nichts gefunden. Es haben inzwischen auch schon Historiker versucht etwas herauszufinden. Alles blieb bisher ohne Erfolg. Nein, wir wissen nichts.

Aber ihr habt einen Keller gefunden, in dem alte Dokumente lagern. Doch diese Unterlagen reichen nur bis ins Jahr 1945 zurück.

Peter Pantucek: Ja, da gab es eine ganze Reihe von sonderbaren Folianten, in denen Zu- und Abgänge dokumentiert sind. Effektenbücher wie das so schön heißt.

Was sind Effekten?

Peter Pantucek: Das sind Gegenstände, die die Bewohner offensichtlich abgeben müssen oder auch abgeben wollten. Diese Gegenstände wurden im Keller gelagert. Wenn sie wieder ausgezogen sind, haben sie diese Gegenstände wieder mitnehmen können. Allerdings ist einiges auch liegen geblieben. Da gab es zum Beispiel ein Regal mit alten Koffern, oder mit Büchern, Krücken und Spazierstöcke, die von den Bewohnern nicht mehr mit genommen wurden.

Wichtig sind aber diese Dokumente, die in diesem Keller lagern. Was geschieht damit?

Peter Pantucek: Ich weiß es nicht. Unsere Studentinnen und Studenten haben versucht, sich unsystematisch durch diese Stand- und Effektenbücher durchzuwühlen. Die sind in keiner Weise geordnet, sondern wild durcheinander und übereinander gestapelt. Allein die zu ordnen und durchzusehen wäre ein ziemlich aufwändige Arbeit, die wir nicht geschafft haben und die uns etwas überfordert hätte. Das wäre aber ganz sicher eine sehr interessante Geschichte.

Wäre. Aber es gibt bisher kein Zeichen dafür, dass diese Bestände von irgendwem gesichert wird. Sollte also das Haus niedergerissen werden, besteht die Gefahr, dass das alles vernichtet wird. Es ist ja schon eigenartig, dass das Haus niedergerissen wird, denn das Haus sollte eigentlich aus mehreren Gründen unter Denkmalschutz gestellt werden. Es soll beispielsweise auch architektonisch sehr interessant sein. Es war bei seiner Eröffnung immerhin eines der wenigen Häuser in der Brigittenau das voll elektrifiziert war. Zeitungsberichte von damals loben, dass das Haus wie ein Hotel geführt wurde usw. Warum wird das Haus überhaupt abgerissen?

Peter Pantucek: Das darfst du nicht mich fragen. Es ist ja auch noch nicht so sicher ob es wirklich abgerissen wird. Als 1904 der Beschluss für den Bau dieses Hauses fiel war es das Wien des Bettgeherwesens, besser gesagt des Bettgeherunwesens. Es gab damals sehr viele Menschen, die nach Wien gekommen waren um Arbeit zu suchen oder eine Ausbildung begannen und größte Schwierigkeiten hatten eine Unterkunft zu finden. Damals war die Meldemannstraße für viele schon eine wichtige erste Hilfe. Da hatte man seine eigene Dreiquadratmeterkoje mit elektrischem Licht, hatte sanitäre Einrichtungen und andere Vorteile, die in der damaligen Zeit gewiss nicht so selbstverständlich waren. Das war natürlich eine tolle Sache im Vergleich zum Bettgehertum, wo man sich um teures Geld sozusagen im Schichtbetrieb in ein verwanztes Bett legen musste. Die Gründerzeitwohnungen des alten Wien waren völlig überbelegt. Inzwischen hat sich viel und zugleich wenig verändert. Die Kojen sind für viele Leute immer noch drei Quadratmeter, für andere sechseinhalb Quadratmeter. Heute ist die Meldemannstraße wohl kaum mehr ein attraktives Quartier für ehrgeizige junge Menschen.

Gerhard Roth schrieb in einem Essay über die Meldemannstraße, dass man die Miete für den Quadratmeter in der Meldestraße hernimmt, entspricht das einem Preis, was die Luxusmiete in einer teuren Wohnung in Döbling oder Hietzing ausmacht.

Peter Pantucek: Ja, so ist es.

Wenn jemand in die Meldemannstraße kommt, hofft er, dass er nur ein oder zwei Nächte bleiben muss. Wie schaut es aber wirklich aus? Habt ihr etwas darüber herausbekommen, wie lange die Leute durchschnittlich dort bleiben? Oder anders gefragt: Wie lange ist der längst dort untergebrachte Mann schon dort?

Peter Pantucek: So konkrete Fragen kann ich leider nicht beantworten. Die Aufenthaltsdauer ist durchschnittlich relativ lang. Man kann es nicht als Übergangsquartier bezeichnen. Für viele ist es – nein nicht gerade „Endstation“, denn das klingt zu bös -, aber doch ein Quartier für lange Zeit. Und teuer ist die Geschichte. Keine Frage. Für eine Drei-Quadratmeter-Kabine muss man im Sommer pro Woche 6,18 Euro zahlen, im Winter zahlt man 11,78 Euro. Das ist auch nicht ohne. In einer so kleinen Kabine kann man sich nicht wirklich rühren, denn die Hälfte davon beansprucht allein das Bett. Unsere Studentinnen und Studenten erzählten, dass die Bewohner bei den Interviews ganz genaue Anweisungen gaben, wie sie die Beine platzieren sollten, damit sie überhaupt Platz haben konnten. Das ist alles sehr eng und der Luxus ist nicht sehr groß. So eine Kabine besteht aus einem Bett, einem Nachtkästchen und einem Metallbord an der Wand. Dort drinnen gibt es keine Steckdose und das Licht wird generell für alle um 22 Uhr abgedreht. Es gibt Alkoholverbot, aber keine Frage, dass trotzdem getrunken wird. In den 6 Quadratmeter-„Einzelzimmern“ gibt es allerdings schon eine Steckdose. Aber um da überhaupt hineinzukommen, muss man gewisse Voraussetzungen erfüllen, wie zum Beispiel „sozial verträglich“ sein, da muss man angepasst sein, das muss man sich erst einmal „verdienen“. Das ist nicht immer ganz leicht.

Wie viele Menschen wohnen überhaupt dort?

Peter Pantucek: Es gibt ca. 380 Plätze. Der größte Teil sind die eben erwähnten kleinen Kabinen. Dazu noch die größeren „Einzelzimmer“. Doch das war lange Zeit schon etwas besseres als die großen Schlafsäle der früher üblichen Obdachlosenasyle. Das ermöglichte zumindest ein Mindestmaß an Rückzug und Individualität. Aber diese Wohnbedingungen entsprechen ganz sicher in keiner Weise mehr den heutigen Minimalstandards.

Wie sieht es im Haus mit Gruppenbildungen, mit Solidarität aus? Oder ist jeder gegen jeden?

Peter Pantucek: Ich will keine Pauschalurteile fällen, aber ich habe den Eindruck bei den meisten ist jeder für sich. Jeder gegen jeden kann man nicht sagen. Es braucht viel Kraft um für sich zu sein. Es gibt wahrscheinlich nur wenige, die sogar die Kraft aufbringen, sich für das Ganze zu engagieren. Aber es gibt einige. Das ist erstaunlich und gleichzeitig sehr toll.

Ich erinnere mich an eine sinngemäße Aussage von Dir, die ungefähr so lautete: Es gibt kaum einen Bereich der Sozialarbeit in dem Menschenrechte derartig permanent missachtet werden.

Peter Pantucek: Was? Das soll ich gesagt haben?

Ich habe es so in Erinnerung.

Peter Pantucek: Das ist ärgerlich. Denn das müsste ich jetzt belegen und das kann ich nicht. Der gesamte Bereich des Umgangs mit Leuten, die materielle Grundsicherungen benötigen und nicht fähig sind, sich den hohen Anforderungen des Arbeitsmarktes zu unterwerfen, schaut es schlimm mit rechtsstaatlicher Praxis aus. Wir wissen das aus dem Bereich Sozialhilfe, auf die sehr viele Bewohner der Meldemannstraße angewiesen sind. Das ist zum Beispiel ein Bereich, wo es bei sehr vielen Leuten einerseits um die materielle Existenz geht, und die aber andererseits sehr stark ausgeliefert sind. Da geschehen dann Willkürlichkeiten, Schikanen, Bevormundung. Und bei jeder dieser Schikanen geht es um die Existenz, um das Überleben können, um essen zu können. Also nicht nur darum, ob man sich „geachtet fühlt als Bürger“.

Bei wie vielen Bewohnern des Hauses hattet ihr den Eindruck gewonnen, dass es da noch die Hoffnung, den Wunsch nach Veränderung der persönlichen Lebensverhältnisse gibt?

Peter Pantucek: Die Meldemannstraße ist ein Haus, das keinen besonders guten Ruf hat. Nicht nur bei den „normalen Bürgern“, sondern auch bei den Wohnungslosen. In die Meldemannstraße geht man net wirklich gern und weil man es sich aussucht. Oder weil man das als Startmöglichkeit für ein neues Leben sieht. Für sehr viele die dort hinkommen ist das schon ein Zeichen, dass es ihnen jetzt wirklich sehr dreckig geht. Und da wurde auch schon einiges an Hoffnung fahren gelassen. Als die Meldemannstraße gebaut wurde, war das Haus für viele eine echte Hoffnung für ein anderes und besseres Leben. Heute hat man keine Chancen mehr wenn man in der Meldemannstraße „gelandet“ ist. Insofern ist es schon in Ordnung wenn man sagt, dieses Haus wird nun abgesiedelt in bessere Unterkünfte. Lange Zeit wurde ja die Meldemannstraße in einer Weise verwaltet, als ob hier keine Fälle für die Sozialarbeit wohnten, sondern als ob das ohnedies selbständige Leute wären, die sich hier halt einfach für einige Zeit ein Zimmer mieten.

Sozialarbeit gibt es erst seit relativ kurzer Zeit dort.

Peter Pantucek: Richtig, die gibt es erst ganz kurz. Es war ja eine absurde Situation. Da gab es Verwaltungspersonal und Betreuer, die waren mit kaputten Biographien konfrontiert von Menschen, die wirklich sehr, sehr Böses erlebt haben und damit nun völlig auf sich allein gestellt waren, damit nicht umzugehen vermochten und trotzdem den Willen hatten, mit den Leuten, deren Beschwerden, dieser Situation zu Rande zu kommen.

Mit dem berühmten „Hausverstand“, nehme ich an.

Peter Pantucek: Genau.

Ihr habt in diesem Haus aber auch einige recht „interessante Typen“ kennen gelernt. Einer davon hat vorweg den Titel Mag. Architekt, Ing. und „Pressekritiker“.

Peter Pantucek: Ich glaube nicht, dass er was dagegen hätte wenn wir seinen Namen nennen. Er ist jedenfalls einer der wenigen Intellektuellen, die es unter den Bewohnern der Meldemannstraße gibt. Den sein persönlich schwieriges Schicksal nicht dazu gebracht hat, dass er den Kopf in den Sand steckt. Sondern er ist einer, der weiterhin seinen Tätigkeiten nachgeht, so etwas wie einen Pressedienst herausgibt und vielleicht auch ein „unangenehmer“ Mensch ist, weil er einer ist, der seine Bürgerrechte wahrnimmt, sich schnell bei der Hausverwaltung beschwert, wenn er den Eindruck hat, dass etwas nicht in Ordnung ist. Er beobachtet das Tagesgeschehen und macht dazu seine Kommentare. Er findet Wege, das dann zu schreiben, zu vervielfältigen und auszuschicken. Ich würde also sagen, der ist ganz sicher ein sehr interessanter Mann. Er hat unter anderem auch ein „Merkblatt für den Herrn Meldemann“ verfasst. Also für seine Mitbewohner, mit denen er logischerweise auch seine Schwierigkeiten hat. Er ist nämlich einer derjenigen, die versuchen,dazu beizutragen, dass in diesem Haus noch einigermaßen menschenwürdige Verhältnisse herrschen. Dazu gehört etwa der Hinweis an die Mitbewohner, anstatt Bierdosen richtige Aschenbecher zu verwenden und dergleichen mehr. Oder die Bierdosen zu entsorgen und nicht einfach stehen zu lassen, die Aschenbecher selbst zu entleeren und vor allem im Haus „nicht ordinär herumzuschreien“.

Also ein sehr „ordentlicher“ Mensch.

Peter Pantucek: Ich glaube das ist ein Mensch, dem es vor allem um die Menschenwürde geht, die eben bereits in solchen „Kleinigkeiten“ anfängt. Nicht nur um die eigene, sondern auch um die der anderen. Er fordert sie von sich, von den anderen und von dem, der nicht aufgibt.

Es war geplant, dass das Haus mit Ende des Jahres leer sein soll.

Peter Pantucek: Das geht sich nicht aus. Es wird wahrscheinlich im Frühjahr des kommenden Jahres so weit sein.

In diesem Herbst ist dort noch die Aufführung eines Theaterstückes geplant, nämlich Taboris „Mein Kampf“.

Peter Pantucek: Ja, ein ganz tolles Stück. Tina Leisch und Hubsi Kramer planen Regie, Durchführung und was sonst noch alles dazugehört.

Dabei werden auch Bewohner des Hauses mitwirken.

Peter Pantucek: Ja, sie werden auch mitspielen. Das wird ganz sicher eine sehr schöne Sache.

Und eure Erkundungen in und um die Meldemannstraße sollen als Dokumentation publiziert werden.

Peter Pantucek: Wir sind in das Haus rein gegangen und sagten: Wir schauen, was wir da finden. Und was wir nun gefunden haben dokumentieren wir. Ich hatte schon im Hinterkopf, dass irgend eine Form von Publikation dabei herausschauen sollte. Also eine Art Nachruf auf die Meldemannstraße als Obdachlosenheim soll es schon geben und den wird es auch geben. Die Studentinnen und Studenten haben einiges an Arbeit geleistet. Das Material ist da und ist sehr gut aufbereitet. Natürlich hätten wir auch sehr gerne ein paar Arbeiten gehabt, die wir selber nicht machen konnten, wie zum Beispiel wie am Anfang erwähnt, eine Studie zum Thema „was war in der Meldemannstraße von 1938 bis 1945?“ Da haben sich auch andere darum bemüht, diese Frage zu lösen. Herausgekommen ist dabei bekanntlich nichts. Vielleicht werden wir darüber noch einen Beitrag machen, wie man auch erfolglos recherchieren kann und wie man mit Fragen dazu überall abblitzt. Es gibt auch viele Fotos die wir gemacht haben, um das Haus zu dokumentieren wie es jetzt ist. Wir waren überrascht, dass es kaum etwas gibt. Wir haben geglaubt, wir könnten aus dem Vollen schöpfen und auch auf vorhandenes Material zurückgreifen, aber bei uns entstand der Eindruck, als ob dieses Haus, das ja sehr berühmt ist, völlig aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit verschwunden wäre.

In den 80er-Jahren wurde der Essay von Gerhard Roth über das Haus publiziert. Ich war überzeugt, dass damit ein ungeheures Interesse für das Haus und seine Bewohner entstehen würde.

Peter Pantucek: Offensichtlich war das aber nicht so. Das war also etwas enttäuschend. Gleichzeitig war das aber schon auch interessant. Dass in einer angeblich intellektuellen Stadt, einer dem Klischee nach „morbiden“ Stadt, einer angeblich sozialen Stadt, die sich jedenfalls gerne so selbst darstellt, sich bis auf Gerhard Roth offensichtlich niemand um dieses berühmte Haus und seine Insassen gekümmert hat.
Unsere Broschüre oder Buch wird jedenfalls eine recht schöne Sache, die noch vor Ende des Hauses in unserem Verlag erscheinen wird.

Mein Eindruck ist ja, dass man über sämtliche Häuser dieser Art wenig bis gar nichtsweiß.

Peter Pantucek: So stimmt das nicht. In anderen Häusern, ich weiß es etwa von Graz und Linz, ist die Dokumentationslage schon wesentlich besser. Dort wurde auch schon früher mit dieser Arbeit begonnen. Und man muss schon auch noch bemerken, dass sich im Bereich der Sozialarbeit nicht alles gebessert hat, aber doch einiges. Was mich wesentlich mehr stört, ist, dass sich um die Leute der Meldemannstraße jahrelang niemand gesundheitlich gekümmert hat. Ja, da gab es natürlich immer wieder einzelne verdienstvolle Leute, die sich individuell bemühten, doch das gab es lange Zeit nicht als sozialpolitisches Prinzip. Aber das kommt jetzt schon alles. Und das Sozialarbeiterteam das dort jetzt unterwegs ist, hat bisher schon Großes geleistet und die müssen nun bei der Umsiedlung noch viel mehr leisten. Aber es bleibt ein „Wunder“: „Soziales Wien“ und Obdachlosenarbeit dort? Ein Loch! Nichts.

Ist es euch gelungen, auch Historiker für diese Arbeit zu motivieren?

Peter Pantucek: In Wirklichkeit ist es eine Frage der Geldmittel. Man kann von niemandem verlangen, dass er sich als Hobby um so etwas kümmert. Und in diesem Bereich der Forschung stehen wir überhaupt erst am Anfang. Im gesamten Bereich der sozialen Arbeit. Es gibt dafür noch kaum Gelder. Hoffentlich wird sich das einmal ändern.

Danke für das Gespräch.