Der 2020 Krisenblog

Fünfunddreißigster Tag

Ich spaziere durch eine intensiv duftende befeuchtete Landschaft. Dazu mischt sich örtlich das Aroma der aufblühenden Fliederbüsche. Ich nehme mir vor nachzusehen, wie oft Wien in seiner Geschichte von Epidemien heimgesucht wurde.
Bisherige Epidemien in Wien (Auswahl):
1349 Pest – ca. die Hälfte der Bevölkerung wurde „dahingerafft“, wie es so heißt
1381 Pest
1410/11 Pest
1436 Pest
1506, 1521, 1541, 1563, 1570, 1586, 1654/55 und 1679. Auch alles die Pest.
1753 Pocken
1784, 1786, 1787, 1790, 1794, 1796 und 1800 die Pocken
1831/32 Cholera
1836, 1849, 1854/55, 1866 und schließlich 1873, im Weltausstellungsjahr, die Cholera
1872 Blattern
1918 Spanische Grippe
Einen „Epochenbruch“ brachte keine dieser Epidemien. Nur die Spanische Grippe fiel zufällig zeitlich mit einem tatsächlichen Bruch in der Geschichte zusammen.
Was brachte letztlich den Erfolg? Quarantäne- und Hygienemaßnahmen und ab dem 19. Jahrhundert Impfungen. Widerstand gegen die Eindämmungsmaßnahmen war immer da, und dessen Vertreterinnen und Vertreter waren wohl auch damals schon überzeugt, dass sie Verfechter der „Freiheit“ seien. Dem lobenswerten Ideal der Freiheit erwiesen sie damit damals und erweisen sie heute keinen Dienst.
So viele Plakate, die auf Nicht-Veranstaltungen hinweisen ...
 
2025-11-23 um 15.01.22