Der 2020 Krisenblog

Zwanzigster Tag

Es ist die große Kunst unserer nördlichen Nachbarn, die Sprache durch die Konzentration auf einige wenige Allzweckwörter zu vereinfachen. Weltbekannt ist ihr gelungener Versuch, durch „lecker“ alle Wörter über Geschmacksqualitäten zu ersetzen und durch „laufen“ sämtliche anderen Verben, die verschiedene Arten und Geschwindigkeiten der Fortbewegung zu Fuß bezeichnen. Ein weiteres Powerwort ist die Präposition „an“. Noch nicht ganz so erfolgreich wie „lecker“, aber immerhin: Gewalt wird nicht mehr gegen Personen ausgeübt, sondern „an“ Frauen, Kindern etcetera. Damit werden jene sprachlich gleich noch einmal zu Objekten gemacht. Nun eine Überschrift in der FAZ: „Was ist an Ostern erlaubt?“. Nur mehr wenig. „Gegen“ und „zu“ jedenfalls nicht mehr.

In einer Erzählung des SF-Autors Ted Chiang haben Wissenschafter einen Weg gefunden, um die Fähigkeit des Hirns, zwischen schönen und weniger schönen, ja hässlichen Gesichtern zu unterscheiden, auszuschalten. Nennt sich dort „Callignosie“. Studentische Aktivistinnen und Aktivisten sehen darin die große Chance, eine der Quellen von Diskriminierung trockenzulegen. Sie wollen die „Calli“ an der Uni verpflichtend machen und so einen Sieg gegen den Lookism erringen, also die Ungleichbehandlung aufgrund des Aussehens. Die Wissenschafter in dieser Geschichte meinen, Rassismus könne man „technisch“ leider nicht ausschalten. Da müsse man schon weiterhin auf Erziehung zählen.

Wie man sieht, geht es einfacher, den Lookism zu bekämpfen. Ein Stück Stoff genügt. Burkazwang wäre in Zukunft auch ein Mittel.

Christina hat das Maskentragen bereits vor Monaten in Berlin geübt.

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