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Qualitätssprung oder Entfremdung von der Praxis?

Die Zukunftsperspektiven der Sozialarbeit nach dem Start der ersten Fachhochschulstudiengänge in Österreich

Peter Pantucek, im September 2001

Wohl keine Reform des Sozialarbeitsstudiums wurde in der Berufsgemeinschaft mit soviel Argwohn, aber auch Hoffnung, diskutiert wie die Etablierung von Fachhochschulstudiengängen anstelle der Akademien. Da gab es die Angst vor einer „akademischen Hochnäsigkeit“ der künftigen AbsolventInnen, vor einer Entfernung von der Arbeit mit den KlientInnen, vor einer Hierarchisierung des Berufsstandes. Die BefürworterInnen wiederum erhofften eine längst verdiente Aufwertung sozialarbeiterischer Expertise, einen Professionalisierungsschub – was immer darunter auch zu verstehen sein mag oder verstanden wurde – und die Etablierung von Sozialarbeitsforschung. Nun sind die ersten Studiengänge installiert, in weniger als vier Jahren wird es die ersten Mag.(FH) Sozialarbeit auf dem Arbeitsmarkt geben und die Hoffnungen und Befürchtungen haben sich in praktische Aufgaben gewandelt. In diesem Beitrag will ich mich mit der Beziehung zwischen Hochschule und Berufsgemeinschaft auseinandersetzen. Linien einer wünschenswerten Entwicklung sollen deutlich gemacht und Befürchtungen diskutiert werden.1


Das Praxisfeld

Das Praxisfeld der Sozialen Arbeit gehört zu den großen Wachstumsbranchen der letzten Jahrzehnte. Meines Erachtens ist es sinnvoll, das Feld als ganzes zu betrachten, und nicht nur vom Arbeitsmarkt für SozialarbeiterInnen im engeren Sinne auszugehen. In diesem Feld sind Personen mit den unterschiedlichsten Qualifikationen und den verschiedensten Qualifikationsniveaus tätig. Die AbsolventInnen der Akademien für Sozialarbeit stellen in ihm zwar eine wichtige, aber keineswegs eine majoritäre Gruppe dar. Ihre Präsenz ist auch in den unterschiedlichen Teilfeldern der Praxis unterschiedlich groß. Sie konkurrieren als Profession vor allem mit PsychologInnen, PädagogInnen, ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen. Diese Professionen leiten aus ihrer spezifischen disziplinären Vorbildung und Verankerung Deutungskompetenz für das Feld des Sozialen ab. Eine Reihe von Ausbildungen niedrigeren Levels sind zwar ebenfalls im Feld präsent, als Disziplinen aber nicht so weit entwickelt, dass sie mit den obengenannten ernsthaft konkurrieren könnten bzw. repräsentieren sie abgeschlankte Varianten einer der oben genannten Disziplinen (z.B. BehindertenbetreuerInnen).

Die Sozialarbeit ist die einzige dieser Disziplinen, die sich im Kern mit den Bedingungen des Funktionierens der Sozialen Arbeit, des gesellschaftlichen Systems sozialer „Hilfe“, auseinandersetzt. Mangels einer Verankerung im österreichischen Hochschulwesen war sie bisher aber als Disziplin wenig präsent und konnte im Wettstreit der Professionen, wo es auch um die Durchsetzung von Sichtweisen und Interpretationen geht, kaum reüssieren.

Um gleich die erste Hoffnung zu enttäuschen: Das wird sich allein durch die Etablierung der Fachhochschulstudiengänge nicht wesentlich ändern. Die umfangreichen Lehrverpflichtungen der hauptberuflichen FH-LektorInnen lassen wenig Spielraum für akademische Tätigkeiten wie Forschung und das Verfassen von wissenschaftlichen Texten. Und als wichtiger Schlussstein zur Entwicklung als Disziplin fehlen noch die Verankerung an den Universitäten und die Möglichkeit zur Promotion ohne Disziplinwechsel, also ohne sich in eine Soziologin, Pädagogin etc. verwandeln zu müssen.

Vorerst sind also dramatische Änderungen im Praxisfeld nicht zu erwarten. Es werden nicht nennenswert mehr Sozialarbeiterinnen auf den Arbeitsmarkt kommen, da die Studienplätze auf den FH-Studiengängen limitiert sind. Dass sie nun als Mag.(FH) und nicht mehr als DSAs auftreten werden, dürfte ihr Prestige und die Achtung vor ihrer Qualifikation etwas steigern. Aber die Träger werden für qualifizierte Tätigkeiten weiterhin auf Personen mit unspezifischer oder benachbarter Ausbildung zurückgreifen müssen. Vielleicht werden die künftigen Mag.(FH) aber auch selbstbewusster sein, werden sie rascher in Schlüsselfunktionen ein- oder aufsteigen. Insofern mag die Angst, dass die künftigen SozialarbeiterInnen unwillig sein könnten, die schwierige und nervenaufreibende Arbeit direkt mit den KlientInnen zu machen, nicht ganz unberechtigt sein – vor allem in Arbeitsfeldern mit fragwürdigen institutionellen Rahmenbedingungen und hohen Fallzahlen.

Die befürchtete Hierarchisierung innerhalb der Berufsgruppe zwischen den „alten“ DSAs und den „neuen“ Mag.(FH) wird wohl für eine Übergangszeit bemerkbar sein, stark relativiert allerdings durch das Kapital an Berufserfahrung, das die AkademieabsolventInnen ansammeln konnten, bis die ersten FachhochschulabsolventInnen auf dem Arbeitsmarkt erscheinen. Allerdings ist zu fragen, ob denn eine durch Qualifikationsniveaus markierte Hierarchie in der Profession tatsächlich so negativ wäre. Derzeit fehlt der Profession eine Gruppe von „hervorragenden ExponentInnen“, die auch durch ihre Stellung im Wissenschaftssystem Prestige und Akzeptanz für ihre Einschätzungen als sozialarbeiterische und zugleich wissenschaftliche lukrieren könnten. Dafür bräuchte es promovierte KollegInnen und SozialarbeiterInnen auch als UniversitätslehrerInnen. Eine funktionale Differenzierung innerhalb der Berufsgruppe (und wenn man so will, eine damit einhergehende Hierarchisierung), könnte also der Profession insgesamt helfen. Auch jene, die nicht an den Spitzen der Hierarchie stünden, gewännen durch das höhere Prestige der Disziplin. Die so vermehrt mögliche wissenschaftliche und publizistische Arbeit wäre schließlich für die Weiterentwicklung der Profession nützlich und nötig.

Eine bereits bestehende Differenzierung in der Berufsgruppe wird sich wohl ausweiten, nämlich jene zwischen den Kolleginnen, die bloß ihren Erstabschluss haben, also nach dem Diplom keine weiteren Qualifikationen erwarben, und denen, die mit Zusatzqualifikationen aufwarten können. Während lange Zeit auch die berufliche Weiterbildung de facto nur in Nachbardisziplinen möglich war (z.B. durch eine Psychotherapieausbildung), hat sich das in den letzten Jahren schon ein wenig geändert. Man denke etwa an die Angebote der Donau-Universität Krems, wo ein Master in Sozialer Arbeit und Sozial-Management und einer in Betrieblicher Sozialarbeit erworben werden kann. Dazu werden in absehbarer Zeit jene KollegInnen kommen, die ihrem Diplom noch einen Mag.(FH)-Titel hinzufügen konnten. Früher oder später wird es wohl die entsprechenden Studiengänge geben. Der gar nicht so geringe Zusammenhalt in der Berufsgruppe muss dadurch nicht leiden. Die Sozialarbeit könnte aber dem logischen Ziel, die Leitprofession des Sozialwesens zu werden, ein wenig näher kommen.


Die Fachhochschulgemeinschaft


Die eine oder andere FH-Gemeinschaft, bestehend aus den haupt- und nebenberuflich Lehrenden und den StudentInnen, wird in den nächsten Jahren wahrscheinlich eine wachsende Rolle in der Berufsgruppe und dem Praxisfeld spielen. Die mit nunmehr vier Jahren deutlich längere Verweildauer der Studierenden an der Hochschule vergrößert die Möglichkeiten zu einer systematischen Kommunikation zwischen FH-Gemeinschaft und Praxisfeld. In St.Pölten setzen wir mit einer Ausweitung der Praktika und mit einem ganz auf Projektstudium ausgerichteten dritten Studienjahr auf einen intensiven Dialog der Hochschule mit der Praxis.

Dieser Dialog wird sicher nicht immer friktionsfrei sein. Wir wollen die Kritik- und Reflexionsfähigkeit der StudentInnen fördern und ihnen die dafür nötigen Instrumente in die Hand geben. Das bedeutet, dass sie sich einerseits das praktische Wissen aneignen sollen, das sie nur im Berufsfeld erwerben können, dass sie aber gleichzeitig auch eine Haltung der Distanz zur Praxis einüben werden. Kleine Forschungsprojekte, Innovationsprojekte und Interventionen im Feld werden möglicherweise nicht immer auf die ungeteilte Zustimmung der KollegInnen im Praxisfeld stoßen. Dieses Spiel von Nähe und Distanz der Hochschule zur Praxis wird allerdings spannend und im günstigen Fall für beide Seiten fruchtbringend sein.

Zu den entscheidendsten Komponenten für die Zukunft der Profession könnte allerdings die Präsenz ihrer VertreterInnen als LektorInnen an der Fachhochschule werden. Das österreichische Fachhochschulgesetz ermöglicht ihren Einsatz ohne nennenswerte Einschränkungen und ohne ihre Degradierung zu LektorInnen zweiter Klasse. Die Wiederholung der problematischen deutschen Entwicklung – weitgehende Verdrängung der VertreterInnen der Berufsgruppe aus der Hochschule bzw. deren Marginalisierung – kann also vermieden werden. Es wird aufmerksam zu beobachten sein, auf welchen Standorten welche Personalpolitik gemacht wird.

Es entspricht einem immer noch weitverbreiteten Missverständnis, dass das Hochschulniveau unter zu viel Praxisbezug und der Praxisbezug unter zu viel Hochschulniveau leide. In dieser Sichtweise ginge es um einen Kompromiss, Ergebnis wäre ein halbes Hoschulniveau (die AbsolventInnen also doch nur Schmalspurakademiker) und ein halbherziger Praxisbezug als Fremdkörper im Studium, eine Zweiklassengesellschaft bei den Lehrenden: Hie die „echten“ HochschullehrerInnen und dort die Handwerkler. Diese Sichtweise dient erfolgreich der Absicherung des Status der VertreterInnen der etablierten Disziplinen.

Praxisbezogenes Lernen auf Hochschulniveau, das heißt Integration der Praxis in das Studium und enge Verschränkung von Praxis, Projekt, Beschreibung und Reflexion von Praxis: Das Studium als ein Oszillieren zwischen Praxis, Beobachtung der Praxis, Interpretieren der Praxis, Teilnahme am Diskurs der PraktikerInnen und am wissenschaftlichen Diskurs. Die Studierenden machen sich vertraut mit der Praxis der Profession und mit dem wissenschaftlichen Diskurs über die Praxis der Profession.

Die Sicherstellung des Hochschulniveaus kann also keinesfalls durch die bloße Inszenierung von Distanz gelingen und schon gar nicht durch die Dominanz einer vermeintlich akademisch höherwertigen Fremddisziplin (Medizin, Psychologie, Soziologie, Jus oder Koalitionen dieser Disziplinen). Wesentliche Teile des Wissens sind zum einen die impliziten Wissensformen der Praxis, die nur im Praxisfeld angeeignet werden können, und die entwickelten Formen des Schreibens, Redens, Reflektierens, Systematisierens, Kategorisierens und Kritisierens dieser Praxis. Letzteres wird im Rahmen der Sozialarbeitswissenschaft seit mehr als einem Jahrhundert geleistet, nicht immer unter diesem Titel, aber doch in einem Zusammenhang wissenschaftlichen Schreibens, Diskutierens und Theoretisierens, der sich stets auf die Praxis der Sozialen Arbeit bezog und ihr verpflichtet ist. Ein Sozialarbeitsstudium, das hier nicht seine Kerndisziplin findet, verfehlt den Anspruch des Hochschulniveaus gewiss und systematisch.2

Wie Jörg Markowitsch in seiner vom Fachhochschulrat beauftragten Studie „Praktisches akademisches Wissen“ ausführt, sind die erfahrenen Praktiker in der FH Schlüsselpersonen der Lehre. Sie sollten in zwei Praxisgemeinschaften verankert sein: in der der Hochschule und im Praxisfeld des Berufs. Sie beherrschen die Regeln und Skills beider Welten. Ihre Funktion sei idealerweise die eines „Brokers“, eines Vermittlers zwischen den beiden Welten. Sie repräsentieren und verstehen die Werte beider Systeme und sollten gegenüber den Studierenden Rollen als Coachs, MentorInnen, TutorInnen, „MeisterInnen“ übernehmen. Sie sollten sich am Diskurs der Hochschulgemeinschaft beteiligen, dort wie im Praxisfeld Autoritäten, also anerkannt, sein. Von ihren ArbeitgeberInnen im Praxisfeld werden sie unterstützt. Weiterdenkende Träger sind stolz darauf, wenn eine hervorragende Mitarbeiterin FH-Lektorin ist, weil ihre dortigen Lehr- und Lernerfahrungen, die dort gewonnen Kontakte auch ihrer Praxisgemeinschaft zugute kommen und ihre Präsenz an der Hochschule der Organisation Prestige verschafft.

Es wird nicht genügen, PraktikerInnen für einzelne Lehrveranstaltungen an die Hochschule zu holen, sondern gute LektorInnen werden mittelfristig ca. die Hälfte ihrer Tätigkeit an der FH leisten müssen. Diese KollegInnen können dann die geforderten Funktionen tatsächlich wahrnehmen und zwischen den Welten der Hochschule und der Praxis vermitteln. Studiengänge, die den Aufbau eines solchen Stocks an erfahrenen KollegInnen versäumen, werden wohl mittelfristig ein Qualitätsproblem bekommen.

Markowitsch schlägt auch die Etablierung praxiskritischer Disziplinen an den Fachhochschulen vor. Für besonders geeignet hält er die Wissenschaftstheorie, die Philosophie und die Soziologie. In Bezug auf die Soziologie gilt dies in der Sozialarbeit natürlich ungebrochen, obwohl sie selbst „Mitspielerin“ im Feld der Sozialen Arbeit ist. Ihre Verankerung in den Studiengängen ist ohnehin nicht überraschend. In St.Pölten haben wir uns – damals noch in Unkenntnis dieser Studie – aus ähnlichen Gründen für die Einbindung von Lehrveranstaltungen zu Philosophie / Ethik und zu Wissenschaftstheorie entschlossen. Beide Disziplinen nehmen auch gegenüber den Bezugswissenschaften der Sozialarbeit eine Metaposition ein. Sie sollen helfen, naiver Wissenschaftsgläubigkeit vorzubeugen und eine selbstständige kritische Haltung zu fördern.


Resümee


Die neuen Fachhochschulstudiengänge werden die Position der Profession nachhaltig verändern. Ob diese Änderung eine Verbesserung sein wird, wird wesentlich von deren praktischer Ausgestaltung abhängen. Ich bin davon überzeugt, dass eine gesunde Konkurrenz zwischen den verschiedenen Standorten letztlich allen helfen könnte. Vergleichende Evaluationen könnten wichtige Hinweise auf „beste Praxis“ und auf Schwachstellen geben. St.Pölten ist dazu bereit und freut sich auf einen Qualitätswettbewerb.

Die Einführung der FH-Studiengänge ist allerdings auch erst ein Anfang. Die nächsten Schritte sind vorgezeichnet: Nachgraduierungsmöglichkeiten für Akademie-AbsolventInnen müssen geschaffen werden; und den künftigen Magistri und Magistrae sind Doktoratsstudien zu eröffnen, auf dass die Profession vollakademische VertreterInnen bekommt, die ihr Prestige und ihren Einfluss im wissenschaftlichen und politischen Diskurs mehren.


P. Pantucek, Sozialarbeiter, Soziologe, Supervisor; Prof. an der Bundesakademie für Sozialarbeit St.Pölten und Lektor am Fachhochschulstudiengang „Sozialarbeit“ in St.Pölten.

Literatur

Dewe, Bernd u.a. (1996): Sozialpädagogik, Sozialarbeitswissenschaft, Soziale Arbeit? Die Frage nach der disziplinären und professionellen Identität. In: Puhl, Ria (Hg.): Sozialarbeitswissenschaft. Neue Chancen für theoriegeleitete Soziale Arbeit. Weinheim und München. S. 111 - 125.

Engelke, Ernst (1996): Soziale Arbeit als wissenschaftliche Disziplin. Anmerkungen zum Streit über eine Sozialarbeitswissenschaft. In: Puhl, Ria (Hg.): Sozialarbeitswissenschaft. Neue Chancen für theoriegeleitete Soziale Arbeit. Weinheim und München. S. 63 - 82.

Gehrmann, Gerd/Müller, Klaus D. (1984): Praxisorientierung im Studium der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. In: Soziale Arbeit Nr.4.

Gehrmann, Gerd/Müller, Klaus D. (1985): Praxisbezug an Fachhochschulen für Sozialarbeit/Sozialpädagogik. In: neue praxis Nr.2/3.

Gernert, Wolfgang (1989): Zur Aus- und Fortbildung von professionalisiertem Personal in Sozialberufen. In: Soziale Arbeit Nr.6.

Hellmann, Wilfried (1999): Sozialarbeitswissenschaft und Professionalisierung Sozialer Arbeit. Internet: http://www.fh-fulda.de/dgs/mit17.htm am 27.3.1999.

Keupp, Heiner/Straus, Florian/Gmür, Wolfgang (1989): Verwissenschaftlichung und Professionalisierung. Zum Verhältnis von technokratischer und reflexiver Verwendung am Beispiel psychosozialer Praxis. In: Beck Ulrich/Bonß Wolfgang: Weder Sozialtechnologie noch Aufklärung. Frankfurt/Main.

Markowitsch, Jörg (2001): Praktisches akademisches Wissen. Wien.


Merten, Roland (1994): Sozialarbeit zwischen Profession und Disziplin. Kontroversen um eine Sozialarbeitswissenschaft. In: rundbrief gilde soziale arbeit Nummer 2. S. 2-16.

Schweizerische Arbeitsgemeinschaft der Höheren Fachschulen für Soziale Arbeit (1992): Fachhochschulen und Berufsmaturitäten. Antworten der SASSA zu den Fragen der Erziehungsdirektorenkonferenz. Luzern.

1 Ich habe nicht die Absicht, auf die Unfälle der Übergangszeit einzugehen. Wieso die Wiener Studiengänge nicht rechtzeitig beginnen konnten ist ebensowenig mein Thema, wie die Unterschiede zwischen den verschiedenen Studiengängen. Ich beziehe mich, soweit ich konkret auf Studienpläne etc. Bezug nehme, stets auf den St. Pöltner Studiengang.

2 Wenn AbsolventInnen eines Sozialarbeitsstudiums noch nie von den KlassikerInnen der Disziplin gehört haben, ihnen Mary Richmond, Ilse Arlt, Alice Salomon, Jessie Taft etc. unbekannt und die „Functional School“ oder die Casework-Kritik der 70er-Jahre spanische Dörfer sind, dann kann von gesichertem Hochschulniveau keine Rede sein. Tatsächlich wird an so manchen Akademien und Fachhochschulen die Ideen- und Theoriegeschichte der Sozialarbeit ignoriert, da die meisten Lehrenden, aus anderen Disziplinen kommend, sie schlicht selbst nicht kennen.