Peter Pantuček-Eisenbacher, Wien/St. Pölten

Junkwörter

Über Jahrzehnte waren Fußballübertragungen im ORF eine öde Sache. Nicht nur, weil die Spiele österreichischer Mannschaften sich auf konstant niedrigem Niveau hielten, sondern auch, weil der am häufigsten eingesetzte Moderator nichts von Fußball verstand.

 

Das erkannte man an dem sehr eingeschränkten Vokabular, das ihm zur Verfügung stand. Von Kommentar konnte keine Rede sein. Am nervendsten war der Ruf „guuuter Schuss“, den er immer von sich gab, wenn ein Spieler nur zum Schuss ausholte. Die meisten der so begleiteten Schüsse waren alles andere als gut, sie waren halt Schüsse, nicht nur Roller oder Passes oder Schupfer. Meist verfehlten sie ihr Ziel bei weitem. Dass Schüsse scharf, präzise, mit Effet abgegeben werden können, aus vollem Lauf, volley, aus dem Stand, im Fallen, übereilt oder mit dem richtigen Timing, mit dem Innen- oder Außen-Rist, dem „Spitzel“, das entzog sich offensichtlich der Kenntnis des Kommentators. Die Medienanstalt war anscheinend der Ansicht, Fußballschauen sei etwas für die ganz blöden.

 

Und wie das so ist: Wenn man keine Ahnung hat, dann spielt man sich gerne zum obersten Richter auf. Die eigentliche Freude der Kommentatoren war (und ist manchmal noch) jede einzelne Schiedsrichterentscheidung bis herunter zum Outeinwurf anhand der Wiederholung oberlehrerhaft als richtig oder falsch zu beurteilen.

Aber hier soll nicht das beklagenswerte Niveau von Sportkommentaren Thema sein (obwohl es dazu noch viel zu sagen gäbe), sondern die verdummende Wirkung von Junkwörtern. „Guuuter Schuss“ war so eines. Neuerdings scheint auch der gute Geschmack durch eine Verblödungsinitiative gefährdet zu sein. Das Junkwort „lecker“ macht sich in der Werbung, und damit auch im Sprachgebrauch breit.

„Lecker“ lässt Informierte an nichts anderes als an Zucker und an Glutamat denken. Es ist das absolute Schrumpfwort, ideal für eine differenzierte Geschmacksempfindung hassende Junkfood-Industrie. Sein Siegeszug scheint nicht aufzuhalten. Der „guuute Schuss“ hat sich durch die Pensionierung des Kommentators spät aber doch erledigt, nachdem er im ehemaligen Land des intelligenten Stänkerns am Fußballplatz sein Zerstörungswerk angerichtet hatte. Das Problem der „Leckerheit“ wird wohl auch nicht durch die Hacklerpension gelöst werden können.